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Bay Logistik im Kombinierten Verkehr Ein Fisch geht auf Reisen

Der Tank- und Silologistiker Bay Logistik aus Waiblingen setzt statt Silos zunehmend auf Container - und gestaltet diese kreativ. Der Container Nemo sieht aus wie ein Aquarium, reist jedoch nicht auf dem Wasser, sondern per Straße und Schiene.

Ein Container, der aussieht wie ein Aquarium – das sieht man nicht alle Tage. "Es hat einen regelrechten Volksauflauf gegeben, als der Container Nemo zum ersten Mal bei unserem Kunden eingetroffen ist", berichtet Michael Schaaf, Geschäftsführer des Tank- und Silologistikers Bay aus Waiblingen bei Stuttgart. Auf dem Container klebt eine Folie mit Aquarium-Motiv, die Holme wurden ausgespart. Das verstärke einerseits den Aquarium-Effekt, schütze andererseits aber auch die Folie.

Prominent prangt der berühmte Film-Fisch Nemo auf dem Container, nicht aber das Firmenlogo, das eher dezent platziert ist. "Wir wollen damit keine Werbung machen, daher sollte es auch ein neutrales Bild sein", erklärt Schaaf gegenüber trans aktuell. Seine Premiere feierte Nemo, wie ihn die Belegschaft nennt, auf der Messe Transport Logistic in München.

Nemo ist mehr als ein Messe-Gag

In Sachen Messeauftritt ist die Firma kreativ. "Einen Masseur und einen Schnellzeichner hatten wir auch schon", berichtet Schaaf. Doch Nemo ist mehr als ein Messe-Gag. "Wenn das Motiv gut ankommt, werden wir jede 25. oder 30. Box entsprechend gestalten." Doch damit keine Langeweile aufkommt, mit anderen Motiven. Schaaf schwebt ein Vogelkäfig vor. Auch die Landschaft des Remstals hatte er schon im Kopf, doch das wirkte in Groß nicht. Im Kleinen wirken dagegen die Smileys auf dem Heck der rund 150 eigenen Lkw, die für Bay unterwegs sind. "Da fährt es sich gleich angenehmer hinterher", erklärt Schaaf. Nemo ist nun also die Weiterentwicklung dieser Idee – und zieht erst recht alle Blicke auf sich.

Die Begeisterung für Container deckt sich mit Schaafs Begeisterung für den Kombinierten Verkehr (KV). Bay fährt vor allem nationale Kombi-Bahnhöfe an, darunter München-Riem, Köln-Eifeltor, Duisburg und Kornwestheim. "Wir sind seit mehr als 20 Jahren im KV tätig, aber jetzt habe ich endlich das Gefühl: Die Zeit ist reif dafür", sagt der Spediteur. Entsprechend rüstet das Unternehmen auf. 850 Container gehören bereits zum Bestand. In diesem Jahr sollen weitere 100 hinzukommen, 2018 ebenfalls 100.

Container mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten

Schaaf setzt dabei auf Boxen aus Aluminium, da sie eine Tonne weniger wiegen als die aus Stahl und entsprechend mehr Nutzlast bieten. Die Container stammen von den Herstellern Feldbinder und LAG, letzterer fertigte auch Nemo. Was der Geschäftsführer an Containern so schätzt, sind die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. "Sie bilden zugleich eine Lade- und Lagereinheit", sagt der Geschäftsführer. An Silos hält er dennoch fest, sie seien ideal für den reinen Straßentransport. "Doch mit Containern können wir wirklich logistisch arbeiten." Dabei habe er die gesamte Versorgungskette im Blick, von der Produktion bis zum Empfänger.

Die Container lagern laut Schaaf dezentral an verschiedenen Standorten und sind damit für Auftraggeber kurzfristig einsetzbar. Auch das Reinigen der Tanks gehört seit vielen Jahren zum Portfolio der Firma mit 16 Logistik- und Partnerniederlassungen, darunter Standorte in Hürth (Nordrhein-Westfalen), Köln, Reutlingen, Waiblingen, München und Verona.
Bay transportiert flüssige und granulierte Chemikalien, die zum Beispiel Inhaltsstoffe für Infusionsbeutel und Spritzen sind. Nemo hat den Kunststoff Polyethylen an Bord. Dieser dient zur Herstellung eines Materials, das sich zwischen zwei Aluminiumplatten befindet. Die Platten dienen als Raumteiler in Flugzeugen, Wohnmobilen oder Booten.

Nemo fährt mit der Verbindung Köln – Kornwestheim

Fünfmal pro Woche fährt Nemo mit der Verbindung Köln – Kornwestheim, um deren Organisation sich der Schienen-Operateur Kombiverkehr kümmert. Dabei sind fast ausschließlich 30-Fuß-Container im Einsatz. Nach Angaben von Kombiverkehr ist Bay momentan der stärkste Kunde auf dieser Strecke und hat bis einschließlich Mai dieses Jahres bereits 3.175 Einheiten auf die Schiene gebracht.

Der Zug fährt in beide Richtungen in Verbindung mit der Gruppe Köln – Ulm. Der Zug der Gruppe Kornwestheim ist 264 Meter lang, der der Gruppe Ulm 274 Meter. Gegen 19.45 Uhr trifft der Zug aus Ulm im Terminal Kornwestheim ein. Mit Nemo und meist vier weiteren Bay-Containern an Bord, verlässt der Zug das Terminal planmäßig um 21.26 Uhr. Nach einem Zwischenstopp in Mainz-Bischofsheim kommt er um 2:49 Uhr in Köln-Eifeltor an.

Der Zug fährt also über Nacht – und die Lkw-Fahrer sind Zuhause. "Der KV bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, er hilft uns auch bei der Fahrergewinnung", erklärt Schaaf. Der Transport auf der Schiene bedeute geregelte und kürzere Arbeitszeiten für Berufskraftfahrer, wenn der Zug im Nachtsprung unterwegs ist. "Zudem schätzen die Kunden es, wenn immer derselbe Fahrer die Ware bringt", sagt Schaaf.

Anreize für Fahrer schaffen

Weitere Anreize für die Fahrer schafft der Geschäftsführer zum Beispiel auch mit einem Tattoo-Motiv – wieder eine kreative Lösung. Die Aufschrift "Hero of  the Road – since 1945" prangt auf den T-Shirts der Fahrer oder auch direkt auf der Haut – als Klebe-Tattoo. "Ich weiß bisher von keinem Fahrer, der sich ein richtiges hat stechen lassen", erklärt Schaaf mit einem Augenzwinkern.

In einem Familienunternehmen wie Bay ist der Zusammenhalt ohnehin recht groß – auch ohne Tätowierung. Begonnen hat Gründer Julius Bay ab 1945 mit Silofahrzeugen für die Zementindustrie, 30 Jahre später übernahm Lothar Schaaf das Ruder. Sohn Michael stieg nach seinem Dualen Studium ein, arbeitete in jedem Bereich des Unternehmens – auch als Fahrer. "Der Vertrieb hat es mir jedoch am meisten angetan", sagt er.

Seit 2001 sind sein Bruder Markus und er Mitglieder der Geschäftsleitung. Im Jahr 2005 übernahmen sie die Geschäfte und führen Bay seitdem gemeinsam. Zum 70-jährigen Jubiläum verpassten sie der Firma schließlich eine Generalüberholung samt neuem Motto: "The better choice – since 1945". Doch zum Markenzeichen taugen vor allem die bunten Container, die Straße und Schiene Farbtupfer verpassen. Also Augen auf im Straßenverkehr, denn ab jetzt gilt auch hier: Findet Nemo.

Das Unternehmen

  • Tank- und Silologistiker mit Sitz in Waiblingen bei Stuttgart

  • Rund 200 Mitarbeiter an drei eigenen Standorten

  • Geschäftsführer: Michael und Markus Schaaf

  • Transport, Lagerung und Umschlag von flüssigen und granulierten Chemikalien

  • 150 eigene Fahrzeuge, rund 1.000 eigene Container
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